GKFG Gesellschaft für Kinder- und Frauenrechte gegen Gewalt gUG
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Gewalt gegen Frauen, Mädchen und Jungen ist eine der schwerwiegendsten Menschenrechtsverletzungen, die überall auf der Welt verübt wird.1 In Deutschland ist jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen2, unabhängig von ihrem sozialen Status, Bildungsstand und ihrer ethnonational-religiösen Zugehörigkeit . Jeden zweiten bis dritten Tag wird eine Frau umgebracht – allein aus dem Grund, dass sie eine Frau ist. 3
Die Polizeiliche Kriminalstatistik belegt auch eine hohe Gewaltbetroffenheit von Kindern. 2019 waren etwa 4.100 Kinder von Kindermisshandlung und 14.606 Kinder von sexueller Gewalt betroffen, dies entspricht 40 gemeldeten Fällen pro Tag. Jeden zweiten bis dritten Tag kommt ein Kind gewaltsam zu Tode. 4
Darüber hinaus wird von einer hohen Dunkelziffer nicht angezeigter Straftaten ausgegangen. Viele Taten geschehen innerhalb der Familie, weshalb Gewalt häufig als „normal“ eingeordnet wird. Wie sich gezeigt hat, versuchen betroffene Kinder teilweise siebenmal sich mitzuteilen, bis ihnen zugehört wird, immer verbunden mit der Angst, dass ihnen nicht geglaubt wird. 5 Ähnlich ist es bei der Gewalt gegen Frauen, welche am häufigsten von Partner*innen ausgeübt wird. 6
Neben den physischen und psychischen Schäden, die die Betroffenen davontragen, schadet Gewalt gegen Frauen und Kinder zudem der Gesellschaft als Ganzes, bremst Fortschritte in den Bereichen Bildung, wirtschaftliche Entwicklung, Gesundheit und Sicherheit oder hebt diese auf. 7
Gewalt gegen Frauen, Mädchen und Jungen basiert u.a. auf ungleichen gesellschaftlichen Machtverhältnissen. Sie entsteht insbesondere durch soziokulturelle Bilder und Rollenvorstellungen, die Männern und Frauen sowie Erwachsenen und Kindern in einer Gesellschaft zugeschrieben werden und die zu Gewalt führen (können). Im Kern begründen diese Zuschreibungen eine Dominanz bzw. Überlegenheit von Männern gegenüber Frauen und Erwachsenen gegenüber Kindern. Diese Vorstellungen werden im täglichen Miteinander erfahren und verfestigen sich, bis sie als „selbstverständlich“ wahrgenommen
werden. 8
Um der Reproduktion von Geschlechterrollenbildern nachhaltig entgegenzuwirken, bieten sich Präventionsmaßnahmen insbesondere im frühen Kindesalter an, um soziokulturelle Rollenzuschreibungen und damit verbundene Machtungleichheiten dialogisch zu reflektieren. Kinder brauchen ein Wissen und eine Sprache, um Gewaltformen zu erkennen und ihre Erfahrungen artikulieren zu können. Wichtig sind darüber hinaus Informationen über die Kinderrechte, u.a. über das Recht auf gewaltfreies Aufwachsen, sowie über Handlungsmöglichkeiten und Anlaufstellen bei (drohender) oder bei erlebter Gewalt.